Wie unsere sechswöchige
Funkstille seit Anfang der Reise es verdeutlicht, sind Lucie und ich 100%-ig
ins Abenteuer eingestiegen und so darin vertieft, dass wir erst jetzt den
versprochenen Blog auf die Beine stellen.
Die Fotoauswahl für
Indien und Sri Lanka, also unsere ersten vier Wochen, ist schon gemacht (es
bleiben nun nur noch 1200 Fotos aus Indien und 200 aus Sri Lanka J), aber während der zwei folgenden Wochen in Thailand und
Kambodscha haben wir schon 1800 Mal abgedrückt, und da muss noch ordentlich
aufgeräumt werden.
Wir sind jetzt also
schon in Thailand, und dieser Post entsteht gerade in dem Bus von Pak Chang
nach Arunyha Prathet, es sollte so ca. 5 Stunden dauern. Dort ist dann ein
Grenzübergang, so wie in Schweigen, das wird erholsam. Allerdings liegt nicht Frankreich, sondern Kambodscha
auf der anderen Seite, und somit verspricht es wieder abenteuerlich zu sein,
zumindest bis zum Zeitpunkt bis wir ein Gästehaus finden das WiFi hat und
dieser Post nicht nur ein Word-Dokument bleibt sondern auch wirklich
abgeschickt wird.
Jetzt aber zurück zum
Anfang, den 30. März.Nach 27 Stunden Reise inklusiver Wartezeit in Helsinki
(unser Flug flog ab Wien über Helsinki nach Delhi), sind wir in Delhi
angekommen, und wurden erst mal geherbstet, so wie ein Weinstock in Schweigen.
Der erste Taxifahrer sagt er kenne die Straße unseres Hotels nicht, und der
zweite bringt uns unter dem Vorwand er müsse sich nach den derzeitigen
Bauarbeiten und Straßensperrungen in Delhi erkundigen, in ein offizielles
Verkehrszentrum und Touristenbüro.Man vertraut sich ja gerne jemandem an wenn
man ein bisschen verloren ist in einer neuen Stadt, und somit hatten wir ihm
während der Fahrt schon alle Auskünfte geliefert die uns in seinen Augen zu
einem dicken, fetten und vor allem leichten Braten machten a) es ist unsere
erste Reise nach Indien, b) wir haben noch kein Hotel gebucht und c) wir sind
extrem müde nach der Reise.
Und so kam es, dass das Verkehrsbüro uns mit dem
gewünschten Hotel telefonisch in Verbindung setzte und wir persönlich am
Telefon die Bestätigung bekamen, dass es ausgebucht ist. So war es dann auch
mit den 5 nächsten Anrufen, dann war mal ein superteueres frei, und zuletzt
eines, das genau unserer Preisvorstellung entsprach, aber außerhalb des
Zentrums lag. Da uns der Taxifahrer noch erklärt hatte es sei gerade eine große
Konferenz in Delhi und noch ein wichtiger religiöser Feiertag, waren wir
natürlich extrem glücklich doch jetzt gleich im Bett zu liegen, denn es war 7
Uhr morgens, wir sind zwei Stunden zuvor gelandet. Und so zahlten wir 50 Euro
für ein Zimmer, dass sich als miserabel herausstellte und normalerweise maximal
10 Euro kosten dürfte.
Unter einem anderen Blickwinkel könnte man das auch „ethisches“ Reisen nennen,
denn der Reichtum wurde auf diese Weise an so viele Leute wie möglich verteilt
(alle, die eine Kommission auf den Braten hatten), und ist nicht direkt in der
Tasche eines einzigen Hotels gelandet, welches sowieso in einem Reiseführer
empfohlen wird… Naja…
In Indien haben wir also gaaaaaanz viel gelernt. Es wird getrickst wo nur
möglich und es wird einem auch direkt ins Gesicht gelogen, dass der Zugschalter
abgebrannt ist und ein neues Büro nebenan aufgebaut wurde, oder dass alle Züge
ausverkauft sind (was aber auch ein echtes Risiko ist wenn man nicht 3-4 Tage
vorher bucht). Andere wollen Euch zum Schalter begleiten, aber dann kommt ein
Mitspieler und erklärt einem man folge einem Trickser, droht den Trickser der
Polizei zu verpfeifen, und übernimmt dann selbst die Trickserei.. es ist
wirklich unglaublich, aber es hat uns gewappnet für den Rest der Reise. Sri
Lanka und jetzt auch Thailand sind ganz leicht zu bereisen, vergleicht man es
mit den indischen Staffelläufen die man hinter sich hat.
Ansonsten ist Indien
wirklich unglaublich, und unglaublich kontrastreich! Unsere Route brachte uns
von Norden nach Süden, dies innerhalb von 3 Wochen.
Nachdem wir Old Delhi mit seinen Moscheen und engen Gassen und Märkten, auf
denen man wirklich alles kaufen kann, im Rickshaw und zu Fuß besichtigt haben
(mit einem inoffiziellen Führer übrigens.. aber nur 10 Euro "Diebstahl" dieses
Mal), sind wir noch durch Neu Delhi mit seinen breiten Alleen und prunkvollen
Gebäuden gefahren, bevor es am nächsten Tag nach Agra ging zum Taj Mahal. Der
hält wirklich seine Versprechen und passte perfekt ins Bild als eine der
Anfangsetappen unserer Hochzeitsreise.
Danach ging es Richtung Rajasthan mit
seinen prächtigen Palästen in Jaipur, Pushkar, Jodhpur, Ranakpur und Udaipur,
die genauso romantisch sind. Es sah dort ein bisschen anders als das Schloss
von Bad Bergzabern aus, aber es war auch sehr schön! Allerdings machte uns die
Hitze sehr zu schaffen, das Thermometer stieg bis auf 44°C, und mit dem
Rucksack unterwegs sein war da schon sehr anstrengend. Wunderschöne Hotels
hattten wir in Udaipur genau am Seeufer und in Jaipur, wo wir in einem sogenannten
Heritage Hotel wohnten, ein Haus dass noch aus der Kolonialzeit Englands
stammte. Dort sind wir auch zum ersten Mal auf einem Elefanten geritten, als es
hoch zum Amber Fort ging.
Was einem zu Hause nicht gesagt wird, ist dass Dumbo in Indienso kleine Ohren hat, dass er nicht fliegen kann sondern gehen muss.
Jodhpur, die blaue Stadt, vom Palast aus gesehen.
Die Sicht auf den Maharaja-Palast von Jodhpur.
Aufgenommen vor dem Dinner auf einer Rooftop-Terrasse
Der Hindu Tempel in Ranakpur mit 1100 verschiedenen Säulen
Diesmal aber nicht "Single Piece of Marble" wie so oft in Indien :)
Die Sicht aus unserem Hotel über den See
von Udaipur rüber zum Lake Palace Hotel
Nach diesem heißen Anfang und auch den
anfänglichen Strapazen freuten wir uns schon auf den Strand, und so brachte uns
die nächste Etappe mit Umweg durch Mumbai ins Hippie Paradies nach Goa, genau
gesagt nach Arambol Beach.
Dort war es traumhaft, unsere Cabana hatte Sicht auf
den Strand, der Seafood war frisch und schmeckte ausgezeichnet, und somit
kompensierten die drei Tage dort unsere erste Nachtzug-Erfahrung in der Sleeper
Class, die uns dorthin brachte. Wir reisten die ca. 1000km in der unklimatisierten Sleeperclass über
Nacht, und mit 6 weiteren Personen in
unserem Abteil. Die Fenster waren offen, alles war sehr laut, denn der Zug hupt
in jedem Dorf das er durchfährt um die Leute von den Gleisen zu schicken, und
auch die Ventilatoren an der Zugdecke brummen so laut sie können, bleiben
jedoch fast effektlos. Man kommt zeitweise schon zum schlafen, aber ab 10 Uhr
morgens wird es brutal heiß und klebrig feucht. In diesem Fall kamen wir um 14
Uhr an, nach 17 Stunden Fahrt.
Erlebnis Nachtzug in der Sleeper Class
Im Hippie Paradies Goa: hier Arambol Beach
Kühlere Luft atmeten wir erst in den Bergen ganz
im Süden. Vielleicht liegt es daran, dass wir Kerala als unsere Lieblingsregion
in Indien nennen würden, aber vielleicht liegt es auch daran, dass dort weniger
Slums als in Mumbai (was wir zwischen Delhi und dem Strand besichtigt haben) zu
sehen waren, die Leute dort viel seltener einfach im Zentrum auf der Straße
oder ihrem Rickshaw schlafen, und einem sowohl die Armut als auch der Dreck nicht
so direkt ins Gesicht springen [Anmerkung
der Redaktion: Soeben schlief Lucie neben mir im Bus, sie wachte nun aber durch
Tropfen auf ihren Fuss auf. Auf dem Sitz vor ihr sitzt ein kleines Kind, ca. 3
Jahre alt. Es ist sehr süß, aber scheinbar noch nicht sehr wasserdicht. Das Ganze
lässt den Vater auf dem Nebensiz kalt.. hoffentlich nicht weil er sich gerade
darauf konzentriert sich selbst zurückzuhalten… !] .
In Kerala tickt die
Zeit auch langsamer, es ist sehr ruhig dort für Indien. Wir verweilten 3 Tage
in Kochi um vor allem zwei Sachen zu unternehmen: die Teeplantagen in Munnar in
den Bergen besichtigen, und eine Nacht im Hausboot in den Backwaters
verbringen. In Munnar sahen wir zum ersten Mal, was ein Vormonsunregenschauer
ist. Es kam ein Wolkenbruch wie wir ihn noch nicht gesehen hatten, und kurz
danach war auch schon wieder alles vorbei. Für unsere Wanderung durch die
Teeplantagen und zu einem Wasserfall blieb es bedeckt, aber das störte uns
überhaupt nicht!
Das Wiegen und folgende Sortieren der täglichen Ernte
Der nächste solche Regenschauer erwartete uns schon am
nächsten Tag, zum Einbruch der Dunkelheit nach einem tollen Nachmittag durch
die Kanäle von Kerala, auf einem Doppelzimmer-Hausboot, das nur für uns
angeheuert wurde. Kein Wunder, dass viele Inder auf solchen Booten mitten im
Backwater-See von Kerala heiraten, es ist wirklich sehr romantisch dort durch
die Palmenlandschaften und kleinen Fischerdörfer zu fahren. Das Anlegen in
einem der Kanäle zum Übernachten erlaubt es sogar mit der lokalen Bevölkerung
in Kontakt zu kommen, und den Fischern beim Angeln sowie den Eisvögeln beim
Jagen zuzusehen. Generell, ist Indien was Vögel angeht, für mich ein Paradies,
und auch Lucie freut sich, dass wir das Fernglas, welches ich vor langer Zeit
von Hans-Werner zum Geburtstag bekommen hatte, mit dabei im Rucksack haben!
Da braut sich was zusammen
Unser Hausboot legte während des Sturmes an,
der Kapitän verliess sogar das Boot..
Unser letzter Stopp in Indien führte uns, nur
des Fluges nach Sri Lanka wegen, nach Chennai (Madras). Die Fähre zwischen
Indien und Sri Lanka hat nämlich leider aufgrund finanzieller Streitigkeiten im
Dezember 2011 ihren Dienst eingestellt. Soweit ich verstanden habe, würde
Indien sie nicht mehr weglassen, falls sie nochmal dort anlegt, und somit steht
sie momentan im Hafen von Colombo.
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