neděle 16. prosince 2012

No country for old beef


Ihr habt’s geraten, es handelt sich um Argentinien! Im Schatten der Anden, geschützt vor den Wolken aus dem Westen, haben sich uns von Süden aus die ersten großen Grasflächen eröffnet. Die Vegetation im argentinischen Teil Patagoniens ist nicht hoch, aber reicht aus um den Hunger aller Schafe und jungen Lämmer zu stillen und noch was für die Süd-Lamas, die sogenannten Guanakos, sowie die Nandus, eine Art Vogelstrauss, übrigzulassen. Cordero (Lamm) stand bei uns natürlich auch auf der Speisekarte, und so schmelzend auf der Zunge wie es hier gegrillt wird, bekommen wir es wahrscheinlich nicht so schnell wieder auf den Teller. Die Guanakos hingegen ereilt teilweise ein viel grausameres Schicksal. Da alles Land hier in Privateigentum ist und auch Schafe beherbergt, wurde es umzäunt, was eigentlich keine natürliche Barriere für die wilden Tiere ist. Sträusse können durch die Zaunseile schlüpfen und Guanakos können sie unglaublicher Weise überspringen. Für junge Guanakos allerdings können sie eine tödliche Falle sein, wenn sie beim Überspringen der Drähte in der obersten Reihe aus Stacheldraht hängenbleiben. Schockierend mussten wir das auf der Fahrt von Puerto Natales (Chile) nach El Calafate (Argentinien) feststellen, als uns der Busfahrer über die Skelette aufgeklärt hat! Neben diesen Ausnahmen, die für die lokalen Leute hier nicht bedeutend sind, ist auch die argentinisch patagonische Landschaft traumhaft, und wir hatten das grosse Glück von blauem Himmel begleitet zu werden, nicht wie auf der anderen Seite der Anden beim „W-Trek“, den Lucie ja schon passend beschrieben hat!
 
Und so begleitete uns der Frühling in unsere letzten Ausflüge in verschneite oder vereiste Gebiete. Als erstes ging es von El Calafate aus zum Gletscher Perito Moreno, einem der letzten noch wachsenden Gletscher der Erde. Der Gletscher soll unter wolkigen Himmel noch blauer erscheinen so sagte man uns, aber das zu verpassen war wirklich nicht schlimm! Die Dimensionen des Gletschers sieht man erst, wenn man einen Menschen mit aufs Foto nimmt. Der Gletscher ist 70 Meter hoch über Wasser, und weitere 120 Meter befinden sich unter der Wasseroberfläche. Durch seinen täglichen Wachstum kalbt er dazu regelmäßig Hochhaus-große Eisberge ab, die die Show noch bereichern! Den ganz großen Brocken haben wir zwar nicht zu sehen bekommen, aber trotzdem ein paar große Eisbrocken gesehen, die unter großem Krachen abbrechen und in den See fallen. Ich hätte nie mit so einem akustischen Spektakel gerechnet, aber selbst wenn nichts abbricht hallt das Leben aus den Gletscherspalten heraus wie aus Verstärkern!
 
70 Meter hoch türmt sich das Eis des Perito Moreno hinter mir
 
Nach dieser gemütlichen Besichtigung von der Terrasse aus, ging es wieder ans Wandern, und zwar in der selbsternannten Trekkinghauptstadt Argentiniens El Chaltén. Von dort aus kann man in einer achtstündigen Wanderung zum Fuße des Fitzroys und zurück gehen, und in einer weiteren Wanderung zum Fuße des Cerro Torres gehen! Das Wetter war während der Fahrt nach El Chalten bombastisch, so dass wir den Fitzroy schon von der Ruta 40 aus vor El Calafate gesehen hatten, obwohl er da noch sage und schreibe 150 km entfernt war. Und es sollte zumindest für einen weiteren Tag so bleiben. Also ging es um 9 Uhr am nächsten Morgen los Richtung Fitzroy, den wir 30 Minuten unter geplanter Wanderzeit erreichten. Die Mittagspause haben wir direkt am Berg gemacht, und als auf einmal drei Kondore an uns vorbeiflogen war ich natürlich vor Begeisterung überhaupt nicht mehr zu halten! Auf dem Weg zurück dachten wir uns dann aber noch übermütig, dass es schade wäre den Cerro Torre nicht auch noch bei so schönem blauem Himmel zu sehen! Und so ging es los, drei Stunden lang um den Bergkamm ins nächste Tal, von wo aus der Cerro Torre in zwei weiteren Stunden zu erreichen war! Um 18:30 kamen wir dort also an… es war schon menschenleer! Dies allerdings ermöglichte die tollen Bilder von dem Caracas Greifvogel, der sich relativ ungestört in den Felsen nach Picknickresten umsah und dann genau zum richtigen Moment abhob vor meine Linse! Und der Cerro Torre war noch wolkenfrei, obwohl die Wolkenfront schon anrückte, es hatte sich also gelohnt! Aber den dreistündigen Weg nach Hause sprinteten wir in nur zwei Stunden, denn der Einbruch der Dunkelheit machte uns Angst! Und so endeten wir fix und fertig um 21 Uhr in El Chaltén! Der nächste Tag war ein Glück sehr windig und bewölkt, und so entspannten wir ruhigen Gewissens gemütlich im Hostel von den 36km des Vortags, als Belohnung gab’s dazu noch Käsefondue am Abend!
 
Starke Natüreindrücke auf demTreck zum Fitzroy

Unerwartet für uns: Papageien in Patagonien

Sicht auf den Gletschersee vor dem Cerro Torre
 
 Caracara auf Nahrungssuche
 
Unser nächster Stopp war die Seenlandschaft um Bariloche, das noch dazu die argentinische Schokoladehauptstadt ist! Die Landschaft erkundeten wir mit dem Mountainbike, und die 60km die wir den sogenannten „Circuito Chico“ von Bariloche aus gefahren sind, kamen uns nach den vorangegangenen Anstrengungen schon wie ein Kinderspiel vor! Es ging durch Ginster und an blau-grünen Seen vorbei, am teuersten Hotel Argentiniens, durch Lupinenfelder, an Golfrasen ähnlichen Gärten, durch eine ehemalige Schweizer Siedlung die sich hier perfekt ins Landschaftsbild einfügt, und hoch auf den Cerro Campaniero (mit der Seilbahn), von wo aus wir eine der schönsten Panoramasichten unserer ganzen Weltreise genießen konnten! Und der Frühling war wieder voll mit dabei!
 
Vielleicht bestes Panorama in 8 Monaten: Die Seenlandschaft um Bariloche

Unser Picknick-See bei der Fahrradtour

 El Anfiteatro, ebenfalls im Lake District
 
Nach all dieser Zeit, und da sich auch das Ende unserer Reise langsam nähert, wollten wir dann mal wieder das Meer sehen, und dazu bot sich eine gute Gelegenheit in Puerto Madryn, neben der Peninsula Valdez. Die Halbinsel beherbergt unter anderem die einzige Seeelefanten Kolonie der Welt, die auf dem Festland lebt (haben nicht kapiert, dass es eine Halbinsel ist J)! Die haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen, und auf dem Weg dorthin Nandus mit ihren Kleinen gesehen, Maras (eine Mischung aus Reh und Hase, die Pärchen sind sich ein Leben lang treu wurde uns gesagt), und junge Guanakos (keine Angst hier im Reservat gibt es keine Zäune). Das Beeindruckendste allerdings waren die Wale, die man sogar vom Strand aus sehr schön beobachten konnte. Und hier sind wir schon wieder beim Kalben. Es handelt sich nämlich um die Southern Right Wales, die bis zu 16 Meter lang werden und die hierher kommen um ihre Kälber zur Welt zur bringen. So sieht man immer Mutterwale, die mit ihrem Jungen spielen, mit der Schwanzflosse aufs Wasser klatschen, oder sogar aus dem Wasser springen! Scheinbar benötigen die Jungtiere auch noch Schwimmhilfe und lassen sich manchmal einfach von der Mutter auf dem Rücken tragen! Und ganz großes Glück hatten wir, als eine Mutter und ihr Jungtier sich auf einer Whale-watching Tour an unserem Boot interessiert haben, und direkt an uns vorbeigeschwommen sind.

Southern Right Wale mit Kalb
 
 Bis zu 18 Meter lang und 5 Meter breite Schwanzflosse
 
Nun war es an der Zeit Richtung Norden zu fahren, nach Buenos Aires. Die Guidebooks hatten uns gewarnt, und Mitreisende hatten berichtet, mit welchen Tricks die Diebe dort vorgehen, also waren wir auf der Hut, aber die Erfahrung ließ bis auf den letzten Tag unseres Aufenthalts auf sich warten. Zuvor hatten wir Zeit bei sommerlichen Temperaturen die Terrassen zu genießen und Tangotänzer zu beobachten, und tolle „Parillas“ zu besuchen, die das argentinische Rind zu einem unvergesslichen kulinarischen Erlebnis machen! Die Steaks in Argentinien werden ihrem Ruf absolut gerecht! Buenos Aires an sich bietet sonst auch tolle Spaziergänge, und da wir in Bolivien einen deutschen Mitreisenden hatten, der jetzt in Buenos Aires lebt, haben wir mit ihm den typischen Buenos Aires Samstagsausflug gemacht, und zwar nach Tigre. Es ist ein Dorf aus Wochenendhäusern bestehend entlang von unzähligen Wasserkanälen des Rio Iguaçu Deltas, die man nur per Boot erreichen kann und die wirklich Urlaubsatmosphäre ausstrahlen!

Caminito, alte Italienersiedlungen im Bocaviertel
 
Präsidentenpalast "The Pink House" in Buenos Aires
 
Das Kongressgebäude in Avenida de Mayo
 
 Ferienhaus mit Bootparkplatz in Tigre
 
Buenos Aires war auch der Ausgangspunkt für unseren Strandurlaub in Punta del Este, Uruguay. Auf dem Weg zum Strand, der mich wahrhaftig an die bekannte Atlantikküste aus Frankreich erinnerte, ging es mit dem Bus durch Montevideo, und auf dem Weg zurück haben wir die Fähre von Colonia del Sacramento nach Buenos Aires genommen. Colonia del Sacramento, ein wunderschönes ehemaliges Kolonialstädtchen, hat uns durch seine Pflastersteine und bunten Häuser in eine andere, sehr langsame Zeit versetzt. Punta del Este hingegen hat Stadtteile mit Pinienbäumen die Villen überschatten, aber auch Hochhäuser mit tollen Aussichten direkt am Strand, und die Immobilienpreise sind total verrückt! Dort brauchte man schon Glück um ein kleines Hostel zu finden, und das hatten wir! Um noch an den besten Preis zu kommen, haben wir uns dann von der Lobby aus im Internet für denselben Tag angemeldet. Hier geben die Hosteleigentümer ihrem Personal nämlich nicht die Befugnis Preisermässigungen zu geben, um Betrug zu verhindern!

Die Atlantikküste in Uruguay, hier in Punta del Este
 
Das Symbol der Stadt
 
 Pilsen in Uruguay
 
Als der Strand dann (zu schnell) hinter uns lag und unsere nächste Etappe, die Iguaçu Fälle anstanden, mussten wir nur noch einmal Buenos Aires mit allem Gepäck durchqueren: vom Hafen zum Fernbusbahnhof! Und da passierte es wie es im Buche steht. Als wir vor dem Busbahnhof durch die Menge gingen, merkte ich wie ich von einem Vogel beschissen wurde, und zwar ziemlich stark! Und gerade als ich zu Lucie meinte da könne was am Laufen sein, meldete sich schon eine Frau hinter uns und wies uns auf die Vogelscheisse hin, die auch Lucie’s Rucksack quer überstreift hatte! Wir trugen zu dem Zeitpunkt unsere zwei Backpacks auf dem Rücken und unsere zwei Tagesrucksäcke auf dem Bauch, also volles Programm! Und da diese Vogelscheisse auch noch so furchtbar stank, war es sehr lockend erst mal alles abzustellen um sich zu säubern. Und genau das machten wir nicht! Wir gingen weiter zum Busbahnhof und säuberten uns da. Denn ein Mitreisender aus Ecuador hatte uns früher erzählt, dass er genau so bei seiner Ankunft in Buenos Aires alles verloren hatte: PC, Kamera mit Objektiv etc… der Arme meinte es muss der Jackpot für die Diebe gewesen sein! Nachdem er seine Tasche auf den Boden gelegt hatte, schrien nämlich ein Kind und eine Frau auf der anderen Strassenseite auf, und als er hinschaute rannten schon die Diebe mit seiner Tasche weg. Wir hatten also Glück, nur mein T-Shirt musste ich entsorgen da der Geruch einfach nicht weggehen wollte!
 
Im Vergleich dazu verlief unser Besuch der Wasserfälle in Iguaçu sehr ruhig! Dennoch gab es Abenteuer, denn als letztes Highlight unserer Reise (außer dem abschließenden Rio de Janeiro), haben wir uns für 30 Dollar pro Person die Bootsfahrt unter den Wasserfall gegönnt! Wir wurden nicht enttäuscht und so bekamen wir zur Mittagszeit bei feuchtheißen Dschungeltemperaturen eine erfrischende Dusche, die eher einem Bad ähnelte! Das Boot fuhr nämlich wirklich mit der Nase und entlang der linken Seite, wo wir uns strategisch hingesetzt hatten, direkt unter einen der vielen Wasserfälle, wenn auch nicht der& „Garganta del Diablo“! Diese danach noch von der Aussichtsplatform aus zu sehen, war ein beeindruckender Abschluss unserer Argentinien-Erlebnisse, und es fühlt sich auch schon sehr stark wie der Abschluss der Weltreise an. Die brasilianische Seite der Iguaçu Wasserfälle haben wir dann nicht mehr besucht, denn ab jetzt wird es auf Portugiesisch heißen: VAMOS A PRAIA! J

Die Garganta del Diablo der Iguaçu Fälle
 
 Unter den Wasserfall rechts gings mit dem Boot links!