Hier sind wir nun, in der Mitte
unserer Reise, zeitlich und auch geographisch, und am anderen Ende der Welt. Das
Schild nach Paris auf Rapa Nui zeigt 13806km.
Der
Flug aus Australien hierher ging von Sydney aus über den ganzen Pazifik nach
Santiago de Chile, und von dort aus den halben Pazifik zurück (ca. 3700km) auf
die Osterinsel. Es war schon komisch auf dem Bordcomputer vor Santiago de Chile
zu sehen, dass es von dort aus schon näher nach München war als nach Melbourne,
wo wir noch vor drei Wochen waren! Auch über die Datumsgrenze sind wir
geflogen, und somit zeitgleich in Santiago angekommen wie wir in Sydney
losgeflogen sind. Und vier Fläschchen Sauvignon Blanc pro Person auf dem Flug haben
auch noch reingepasst! Jetzt sind wir also soweit nach Osten gereist, dass wir
im Westen rausgekommen sind, wie Fabienne es bezeichnet hat J
Durch ihre Lage mitten im indigoblauen Pazifik
hat die Osterinsel einen ganz besonderen Charme, der durch die Moai Riesenstatuen
noch mit einem Mythos versehen wird, der einen nicht kalt lassen kann. Die Wellen
brechen sich gigantisch auf den vulkanischen Küstenfelsen und wenn man es hier
mit Langeoog vergleichen will, dann geht das nur bezüglich der Fahrradstrecken
durch die schöne Natur. So haben wir uns auch die Insel vorgenommen, 6 Tage
lang auf dem Fahrrad.
Willkommen wurden wir am
Flughafen mit Blumenkränzen in Tahiti-Manier (das Flugzeug flog übrigens weiter
nach Papeete nachdem es uns abgesetzt hatte). Zu diesem Zeitpunkt war es uns
noch nicht bewusst, dass der Flughafen hier nur öffnet wenn ein Flugzeug angesagt
ist, d.h. maximal zweimal pro Tag, was später ein Ärgernis werden sollte, als
wir unsere Nationalparktickets dort kaufen wollten, da sie dort mit 15%
Discount verkauft werden.
Lucie bei der Ankunft auf IPC
Bei der Ankunft mit
dem Fahrrad im ehemaligen Zeremoniedorf Orongo, fragt man sich ob man träumt. Auf
der einen Seite liegt es auf dem Kraterrand 200 Meter über dem Kratersee von
Rano Kau, und auf der anderen Seite geht es eine 300 Meter hohe Steilklippe runter
zum Pazifik. Dieses Dorf war in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Mittelpunkt
für den Vogelkult der dem Gott Makemake gewidmet war. Der Höhepunkt der
Zeremonie war ein Wettstreit bei dem der Gewinner einen halbgottähnlichen
Status erlangte, falls er überlebte: es ging darum, die Klippe zum Pazifik
hinabzuklettern, mit Hilfe eines Schilfbrettes 1400 Meter zur Insel Motu Nui zu
schwimmen und von dort aus mit dem ersten Küstenseeschwalbenei der Saison
zurückzukommen.
Der Kratersee Rano Kau, auf dem rechts oben Orongo liegt
Die Zeremonialbauten am Kraterrand mit Sicht auf's Meer
Dort wo die Küstenseeschwalben brüten:
Moto Nui, im indigoblauen Pazifik!
Unsere ersten sieben Moai sahen
wir in Ahu Akivi. Es sind die einzigen Moai die im Inselinneren stehen und auch
die einzigen Statuen die aufs Meer hinaus schauen. Der Standort musste von
astronomischer Bedeutung sein, da die Statuen zur Sommersonnenwende genau in
den Sonnenuntergang schauten. Und wir waren trotzdem die einzigen Touristen
dort, wie an so vielen anderen Stellen der Insel!
Ahu Akivi und die einzigen Moai, die auf's Meer hinausschauen
Bei der 40 Kilometer langen Inselrundfahrt ging es an Te Pito Kura vorbei,
einem magnetischen Stein, der als Nabel der Welt betrachtet wird. Wahrhaftig
schlug unser Kompass falsch aus, als wir ihn über und neben diesem Stein
getestet haben!
Der Nabel der Welt: Te Pito Kura
Nach weiterer Fahrt kamen wir
nach Ahu Tongariki, wo 15 Moai am Meeresrand landeinwärts schauen! Diese Moai
stehen unweit des Produktionsstandortes aller Moai Statuen, dem Vulkankrater
Rano Raraku. Dort wurden die Statuen vor ca. 1000 Jahren in versteinerte
Vulkanasche geschlagen, bevor sie auf Baumstämmen zu ihren Standorten geführt
wurden und aufgestellt wurden. Die genauen Hintergründe sind unklar und auch
über die Zeitpunkte wird gestritten. Der größte Moai, der dort produziert wurde
ist 21 Meter hoch! Rano Raraku ist auch das Postkartenmotiv schlechthin. Viele
unvollendete oder nicht abtransportierte Moai stehen und liegen dort herum und
bezeugen, dass sie aus einer anderen Welt kommen!
Ahu Tongariki und seine 15 Moai
Viele Moai wurden aus unbekannten Gründen irgendwann umgeworfen
Rano Raraku, die Produktionsstätte der Statuen
Eins der grösseren Exemplare..
Der Rano Raraku Kratersee und Wildpferde.
Hinten am Hang in der Mitte sind weitere Statuen!
Landschaftlich hat uns die Osterinsel überwältigt, die vielen Wildpferde neben
den Wegen und auf den Klippen, der 23 Kilogramm Thunfisch, den ein Fischer in
den Hafen brachte, die Eukalyptuswälter (wenn auch importiert aus Australien)… Aber
die Osterinsel ist auch relativ teuer, so mussten wir für unsere Unterbringung
60 Euro pro Nacht zahlen. Auch Restaurants sind hier nicht billig, und so waren
wir froh in unserem Guesthouse eine Gemeinschaftsküche zu haben, die wir
täglich benutzten. Im Endeffekt gab uns das auch ein Gefühl von einem Heim,
denn schon lange sind wir nicht 6 Tage an gleicher Stelle geblieben.
Diesmal lieber ohne Surfbrett..
Und noch eine Anekdote zum Schluss! Es gibt nicht viele Tiere auf der Insel,
aber mit einem habe ich dann doch ganz nahe Bekanntschaft gemacht. Und zwar merkte
ich schon mehrere Minuten auf dem Fahrrad, dass mein rechter Schuh wohl
kaputtgegangen sein muss, da die Lasche immer so auf die Zehen klopfte wenn der
Weg holprig war. Als dies aber dann auch der Fall war als ich kurz später abstieg
und einfach nur stehenblieb, dämmerte es mir und die Panik packte mich: ES
LEBT! Als ich den Schuh von meinem Fuss riss kam sie dann heraus, die
4-cm-Kakerlacke! Das gehört eben auch zum Reisen, jetzt prüfen wir aber öfter
unsere Schuhe bevor es reingeht!
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